Aufgabenstellung

Aufgabenstellung

Die anhaltende Urbanisierung der Welt führt zu immer dichteren Metropolregionen, welche darauf nur mit der Typologie des Hochhauses reagieren kennen. Gleichzeitig fordern Infrastruktur, Energieversorgung, Ressourcenknappheit und der Anspruch an eine ökologische Verträglichkeit zum Umdenken auf, was vermeintlich im Widerspruch zum
Hochhausbau steht.

Im Sommersemester 2011 soll daher im Rahmen des Diploms die Typologie ,Hochhaus’ unter der Prämisse von Zukunftfähigkeit und Umweltverträglichkeit genauer untersucht und ein eigenständiger Entwurf erarbeitet werden. Entsprechend der Inhalte des parallellaufenden Seminars “SustainableHighrise” soll eine Analyse der relevanten
Anforderungen und Ansprüche erfolgen, welche in Lösungen zu Konzeption und Konstruktion, Nutzung, Betrieb und Funktionalität mündet.

Der Schwerpunkt der Entwurfsaufgabe liegt in der Entwicklung einer zukunftsfähigen und umweltverträglichen Hochhaustypologie, damit stehen den Studierenden bzgl. Ort und Programm große Freiheiten innerhalb des gesetzten Themas offen.

Begleitend empfehlen wir die Teilnahme an dem gleichnamigen und in Kooperation mit Prof. Hegger und dem Fachgebiet für Entwerfen und Energieeffizientes Bauen der TU Darmstadt angebotenen Seminar. Die Teilnahme an einer geplanten Exkursion ans IIT in Chicago ist gegebenenfalls möglich.

Die Bearbeitung in Zweiergruppen wird empfohlen.

Standort und Raumprogramm

Chicago gilt als Wiege des Hochhausbaus. Aber nicht nur das erste Hochhaus, das Home Insurance Building von William deBaron Jeanny wurde hier errichtet, auch weitere, für die Entwicklung des internationalen Hochhausbaus maßgebliche Gebäude wie das John Hancock Center oder der Willis Tower (ehem. Sears Tower) sind hier konzipiert und umgesetzt worden. Neben den aus der Hohe der Gebäude resultierenden konstruktiven Herausforderungen hat insbesondere Louis Sullivan und später Ludwig Mies van der Rohe den Stil der Hochhausbauten weltweit geprägt. Hinzu kamen über die Jahrzehnte interessante organisatorische und funktionale Konzepte, die das Hochhaus mehr und mehr als vertikale Stadt interpretierten und entsprechende Programme hybrid kombinierten.

Nun, 10 Jahre nach 9/11 und einem ungebremsten Wachstum der fertiggestellten sog. “Tall Buildings”, also Hochhäusern, die über 200m hoch sind, hat sich der Fokus der Überlegungen auf die Aspekte der Nachhaltigkeit verlagert. Hierfür werden im Rahmen des Diploms im Sommersemester 2011 Konzepte und Losungen gesucht, die am Ort der
ursprünglichen Erfindung der Typologie Hochhaus diese vor dem Hintergrund der drangenden Fragen unserer Zeit neu interpretiert und zukunftsfähig, also ressourcenschonend und ganzheitlich nachhaltig weiterentwickelt.

Als Baugrund steht ein Grundstück von ca. 2000m2 in forderster Front am Chicago River zur Verfügung. In unmittelbarer Nahe zur Michigan Avenue und des erst vor kurzem fertiggestellten Trump Tower bietet diese Lage in Downtown Chicago die Möglichkeit, die Stadt weiter zu verdichten und in illustrer Gesellschaft weiterer namhafter Hochhausbauten einen neuen, nachhaltigen Beitrag zur Entwicklung dieser Typologie zu liefern.

Der Turm sollte eine Höhe von mindestens 200m betragen. Die genaue Höhe sollte sich aus städtebaulichen, programmatischen, funktionalen , konstruktiven sowie ökologischen und entwurfsspezifischen Parametern ergeben. Als Programm wird eine Mischnutzung aus Wohnen, Arbeiten und Hotel vorgeschlagen – ein weiteres Programm, welches diesen Mix im Hinblick auf eine nachhaltige Nutzung komplettieren konnte, kann von den Studierenden vorgeschlagen werden. Insbesondere sollte hierbei eine hohe Flexibilität der Grundrisse für eine langfristige, also ebenfalls nachhaltige Nutzung unter veränderten Bedingungen angestrebt werden. Das Verhältnis und die entsprechenden Größenanforderungen der einzelnen Programmbausteine sind frei zu wählen, in Ihrer Funktionalität und Verteilung allerdings nachzuweisen.

Schwerpunkte

Die Kombination der Themen “Hochhaus” und “Nachhaltigkeit” mag zunächst als Wiederspruch wahrgenommen werden. Es wird daher erwartet, dass sich die Studierenden mit diesen Themen einzeln, aber insbesondere auch in Kombination auseinandersetzen, um für sich zu einer schlüssigen Definition und einer anschließenden Konzeption für das zu entwickelnde Gebäude zu kommen.

Die Anforderungen werden in vier Punkten wie folgt zusammengefasst:

1. Sustainability

Das Gebäude sollte nachhaltig im Sinne der Anforderungen der DGNB konzipiert werden. Da diese sehr umfangreich sind, ist insbesondere auf den Aspekt der Ökologie einzugehen. Soziale bzw. soziologische Aspekte sollten ebenfalls berücksichtigt werden, da sie immer auch integraler Bestandteil von Architektur sind. Ökonomische Aspekte können in diesem Rahmen vernachlässigt werden.
Im Bereich der Ökologie spielen insbesondere die Aspekte der Energieeffizienz und der Energiegewinnung aber auch des Ressourcenverbrauchs (Graue Energie, Recycling, etc.) eine große Rolle. Entsprechend wird erwartet, dass Fassade und Tragwerk mit entwurfsbestimmend sein werden und entspr. ausgearbeitet werden sollten.

2. Functionality

Die Funktion des Gebäudes von der Auslegung der Grundrisse (Tageslichtausnutzung etc.) über das Tragwerk (Material, Gewicht, Geometrie etc.) bis hin zum Erschließungskonzept (Aufzüge, Sky-Lobbies etc.) und der Fassadengestaltung (Verschaltung, Belüftung, etc.) sollte die Form der Architektur bestimmen bzw. mit Ihr in einem logischen Verhältnis stehen. Der Ausspruch Sullivans “Form follows Function” kann hierbei genauso Pate stehen wie das jüngere Zitat Bryan Codys “Form follows Energy”.

3. Response to Site

Der Hochhausbau hat in den vergangenen 10 Jahren vermehrt Gebilde hervorgebracht, die skulptural und ortsunbezogen in den Metropolen dieser Welt emporgewachsen sind, mit dem Ziel, selber ein neues Wahr zeichen für die Stadt zu werden. Dieser Entwicklung soll im Rahmen des Diplomthemas “Sustainable Highrse” eine Architektur entgegengesetzt werden, die auf die örtlichen Rahmenbedingungen eingeht und ihre Kraft sowohl in funktionaler als auch in ästhetischer Hinsicht aus diesem Ansatz zieht. Nicht nur die Fernwirkung im Ensemble der Chicago Skyline sollte Beachtung finden , sondern insbesondere die lokale Einbindung und Anbindungg an das urbane Infrastrukturnetz.

4. Creativity

Letztlich sind die oben genannten Aspekte immer aus dem Blickwinkel des Architekten mithilfe eines kreativen und überzeugenden Entwurfes in Einklang zu bringen. Die genannten Aspekte sollen den Studierenden als Hilfestellung und Guideline dienen – neue Konzepte und Formen des “Sustainable Highrise” sind gewünscht und bedürfen des kreativen Ansatzes des/r Entwerfenden.

Leistungen

Die Diplomarbeit ist von der ersten Phase an durch Modelle, Zeichnungen, Texte, Skizzen, Piktogramme und Diagramme sowie 3D-Studien/Modellen/Simulationen zu erarbeiten. Für die Abgabe sind folgende Leistungen vorgesehen:

- Konzeptdarstellungen mit Erläuterungtext und Diagrammen
- Perspektivische Darstellungen Außen- und Innenraume
- Lageplan (M 1 :2000 bis M 1 :500)
- relevante Grundrisse, Schnitte, Ansichten (M 1 :200 bis M 1 :50)
- Konstruktionsdetails (M 1 :20 bis M 1: 1 )
- Umgebungsmodell
- Entwurfsmodell (M 1 :200 bis M 1 :50)
- ggf. Konzept-, Detailmodelle
- ggf. animierte Darstellung
- ggf. Materialproben

Alle Leistungen sind auf Planen mit durchgängigem Layout zu präsentieren. Auf den mündlichen Vortrag wird besonderer Wert gelegt. Auch die Kolloquien sind hierbei von besonderer Bedeutung.

Alle erbrachten Leistungen sind zu dokumentieren und in pdf-Format auf CD/DVD abzugeben.

Bewertungskriterien

- Konzeptionelle Kraft
- Räumliche und architektonische Qualität
- Konstruktive und ökologische Funktion
- Grad der Durcharbeitung
- Qualität von Vortrag und Darstellung

Lehrpersonen

o. Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Werner Sobek (werner.sobek@ilek.uni-stuttgart.de)
Dipl. -Ing. Arch. Christian Bergmann (christian.bergmann@ilek.uni-stuttgart.de)
Dipl. -Ing. Jan Mittelstadt (jan.mittelstaedt@ilek.uni-stuttgart.de)

Termine

Termine für Betreuungen werden in Absprache mit den Betreuern festgelegt.
Termine für Diplomkolloquien (voraussichtl. drei Kolloquien) werden noch bekanntgegeben

Die Teilnahme am gleichnamigen Seminar im SS11 wird erwünscht.
Die Teilnahme an der einwöchigen Exkursion nach Chicago im September 2011 ist nach Absprache möglich, Seminar und Entwurfsteilnehmner sowie Diplomanden des WS 11/12 haben jedoch vorrang .

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